Der Stausee Lipno ist ein See im Südwesten der Tschechischen Republik. Er befindet sich an der Grenze zu Österreich im Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet Böhmerwald im Bezirk Krumau, nur ein kleiner Ausläufer des Sees im Nordwesten liegt im Bezirk Prachatice, im Südwesten ein sehr kleiner Teil auf österreichischem Staatsgebiet. Der See erhielt bereits bei seiner Erbauung den Spitznamen Südböhmisches Meer bzw. dt. Böhmerwald-Meer.
In den Jahren 1950-59 wurde der Stausee gebaut und sollte die flussabwärts gelegene Region vor Hochwasser schützen. Der flächenmäßig größte See der Tschechischen Republik ist 42-44 km lang, bis 16 km breit und bedeckt eine Fläche von 4650 ha. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 6,5 m, die maximale 21 m. Der Staudamm hat eine Länge von 296 m und ist 25 m hoch. Das Stauwerk ist zur Deckung von Energiespitzen sowie zur Erholung bestimmt. Vor allem am linken Ufer befindet sich eine Vielzahl von Erholungsobjekten und Stränden. In der Saison sorgt der Schiffsverkehr für Verbindung zwischen allen Punkten.
Im Bereich der oberen Moldau befand sich bereits im Tertiär ein natürlicher See, der etwa 44 km lang und 7-22 km breit war und der eine Tiefe von 80-100 m erreichte. Zwischen der Teufelswand und dem Berg Luč durchbrach dieser See im Tertiär die Felsen, in die er sich seit Jahrtausenden gefressen hatte und schuf beim Durchbruch das Flussbett der Moldau.
Mit dem Jahr 1890, als wieder ein großes Hochwasser die Region heimsuchte, beginnt die eigentliche Geschichte des Stausees.
Erst nach dem 2. Weltkrieg kam die Idee auf, einen Staudamm mit angeschlossenem Kraftwerk zu errichten. Durch die Vertreibung der Sudetendeutschen, die die größte Bevölkerungsgruppe in der Region waren, wurden die Grundbesitzverhältnisse für die Regierung vereinfacht, da die Grundstücke dem Staat zufielen. Grund für den Bau waren vor allem energetische und wasserwirtschaftliche Überlegungen. 1951-1958 dauerte Bauzeit. Die nach 1945 zum großen Teil entvölkerten Orte entlang der neuen Grenze Österreich-CSSR wurden von der kommunistischen Regierung kurz nach Kriegsende zum militärischen Sperrgebiet erklärt, viele Dörfer verfielen oder wurden zerstört. Dies führte dazu, dass nach der Entstehung des Stausees das rechte Ufer bis auf einige Ausnahmen nicht betreten werden durfte. Ebenso war es verboten, die Mitte des Sees in Richtung Österreich zu überqueren; Militär und Grenzpolizei kontrollierten dies streng. Nach der Wende im Jahr 1989 löste man das Sperrgebiet 1991 auf und begann das Gebiet touristisch zu erschließen. So gesehen erwies sich das Sperrgebiet sogar als Glücksfaktor für die heutige Nutzung, da dort die kaum berührte Natur sehr gut erhalten ist.Der Stausee dient der Hochwasserregulierung an der Moldau oberhalb von Prag. An deren Oberlauf, am Rand der Mittelgebirge, fällt besonders viel Niederschlag. Da Moldau und Elbe am Zusammenfluss ähnliche Durchflussmengen aufweisen, ist die Regulierung bis zum Oberlauf der Elbe spürbar.Den See umgeben große Fichtenwälder, zahlreiche Sümpfe sowie größere landwirtschaftliche Nutzflächen. Diese Landschaften bieten zahlreichen Tieren ein Zuhause. Darunter sind zahlreiche vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsarten und Käfer. Weiterhin anzutreffen sind viele seltene Vogelarten. Wild, u. a. auch Dachs, Luchs sowie seit einiger Zeit auch der europäische Elch ist in den Wäldern zu finden. Die Wälder bestehen zu einem großen Teil aus Fichten, aber auch Buchen, welche die ursprüngliche Vegetation sind. Weiterhin entdeckt man hier eine große Vielzahl an Heilkräutern und Wildblumen.Der See ist heute mit seinen zahlreichen touristischen Angeboten der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Region und nicht nur mehr Reiseziel tschechischer Urlauber, sondern auch deutscher, österreichischer und niederländischer Touristen. Dies dürfte einerseits an der Natur liegen, die vor allem am rechten Ufer noch sehr gut erhalten ist, aber auch daran, dass die Region touristisch sehr gut erschlossen ist. So lässt sich hier z. B. wandern, Rad fahren (es gibt einen Radweg rund um den See), campen, rudern, baden, schwimmen, segeln oder surfen.Aufgrund der guten Verhältnisse finden hier schon seit den 1960er-Jahren internationale Kajak- und Segelwettbewerbe statt. Motorbootfahren ist auf dem See verboten, davon ausgenommen sind weniger als zehn Schiffe, unter anderem ein Polizeischiff, die zwei Rundfahrtschiffe und Motorboote der Rosenberger Lipno-Line (Linienschifffahrt) sowie drei Fähren in Frymburk, Dolní Vltavice und Horní Planá. Wichtig für den Tourismus ist auch der Fischreichtum im See, der zahlreiche Touristen anlockt, die häufig nur zum Angeln kommen.Weitere Attraktionen sind die historischen Ortskerne von Frymburk und Horní Planá (Adalbert-Stifter-Geburtshaus), der allsommerliche Jahrmarkt in Černá sowie die zahlreichen Marinas. Im Winter gibt es um den See zahlreiche Langlaufmöglichkeiten sowie Abfahrtspisten in Lipno und Frymburk, aber zum Beispiel auch einen jährlichen Eislaufmarathon oder Eissurfing.Zu erreichen ist er aus Deutschland über den Grenzübergang Philippsreut.
Der Lipno-Stausee ist ganzjährig für die Besucher zugänglich
Südböhmen
CZ-38278 Lipno nad Vltavou
Tschechien
Tel: +420-(0)380 736 053
infocentrum@lipno.info zur Homepage